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Sonntag, 21. August 2011

Home,sweet home...

So,ich bin zurück. 
Ja,das bin ich wohl schon etwas länger aber jetzt bin ich komplett zurück, wieder "eingegliedert". Ob das gut ist oder schlecht, das weiß ich nicht. Ich tendiere zu schlecht. 
Alles dreht sich wieder, alles rund, alles deutsch, alles Ordnung, alles gewohnt und normal. Es ist der Kontrast zu einem einzigartigem Jahr in der Ferne, einem wunderbaren Jahr in Ecuador. 

Und jetzt, wo ich meine eigene deutsche Welt mit unabhängigen Augen wiederentdecke, alte Formen wieder annehme, bewahre ich mir den Menschen, der ich in einem Jahr geworden bin. Ich bewahre mir die Freude über das Leben in seiner einfachsten Form, die erfahrene Großzügigkeit und Wärme, die Umarmungen, sich zu engagieren, und in all den Abschieden zu spüren, wie wichtig man den Menschen geworden ist, wie tief die Spuren sind, die man hinterlässt... Diese Dinge machen ein Austauschjahr so einzigartig und prägen fürs ganze Leben.
Doch in der Sehnsucht nach der neu gewonnenen fernen Heimat, nach meiner Familie, meinen Freunden, meinem ecuadorianischem Leben laufen mir Tränen über die Wangen, die bedeuten, dass diese elf Monate in Ecuador mehr waren, als nur ein Austauschjahr – es ist der Übergang zwischen einer auslaufenden Kindheit und dem, was danach kommen soll, es ist ein Schritt in die große Welt. Ich denke viel nach,über Ecuador,über Deutschland,darüber WER ich bin. Ecuador,Deutschland, Deutschland, Ecuador. Ich versuche mich an die Zeit vor Ecuador zu erinnern, an meine Gefühle beim Abschied. Ich habe sogar in meinem Tagebuch geblättert, nach irgendetwas gesucht. Ich habe nichts konkretes gefunden. Zu dem Zeitpunkt war Alles noch zu weit weg, Alles war mehr eine Illusion, ein Traum,zu dem es nun wieder wird,wie mir scheint. 
Aber was ist das nun für ein Gefühl, für elf Monate einen Koffer zu packen? Für ein Austauschjahr als Schülerin in einer Familie, die man vorher nicht kennt, in einem Land, dessen Sprache man nicht spricht. 
Es ist ein abenteuerliches Gefühl. Aufregend und auch beängstigend. Vor allem ist es das Gefühl von Freiheit, das viele Jugendliche suchen, aber nur wenige finden.

 Natürlich war es irgendwie schrecklich und gleichzeitig schön zurückzukehren. Dadurch waren die ersten Tage sehr absurd und ich habe den Großteil der Zeit damit verbracht, Menschen bei ihren "deutschen" Gewohnheiten zu beobachten. Im Kino stand ich dann vor dem Programmplan und -Huch!- sooo viele -eigentlich viel zu viele- Filme zur Auswahl. Da kann man sich doch gar nicht entscheiden,in Ecuador wird es einem da schon einfacher gemacht mit starken 4 Filmen im Monat! Auch im Supermarkt gibt es plötzlich wieder Äpfel aus Frankreich, die aus Argentinien, daneben eine Bandbreite verschiedenster Brotaufstriche, Schokolade, Chips, Käse, Nudeln (Alles Sachen,auf welche ich ein Jahr lang verzichtet habe) -und es ist so viel billiger als in Ecuador. Unser Kühlschrank ist voll, was ein ecuadorianischer Ausnahmezustand wäre. Mein erster Eindruck von der Stadt: Wow, ist das hier ruhig,kein Lärm,kein Geschrei,kein Tanz auf der Straße. Wenige lächelnde Menschen, leider. Zu viele, zu aufgestylte Mädchen mit "Starbucks-bechern" in der Hand.  Ich muss sagen, es war deutlich schwieriger sich in Münster einzuleben als es vor einem Jahr in Machala war. 

Manchmal muss ich immer noch mit mir ringen, manchmal macht es mich traurig hier zu sein,manchmal glücklich,manchmal habe ich Angst dass Ecuador und alles was zu Ecuador dazugehört,was ich durch dieses Jahr und dieses Land gelernt habe, dass all das im deutschen Alltag untergeht. Es sind die Menschen dort,die ich vermisse, die Lebensfreude, dieses simple und gleichzeitig ganz erfüllte Leben. Wenn mich jemand fragt "wie mein Jahr war", dann sage ich gut auch wenn es nicht nur gut war. Ich habe unglaublich viel gelernt in diesem Jahr und lernen tut man durch Fehler,durch schwere Zeiten,durch Verbote,durch Streite genauso wie durch wunderbare,prägende Menschen und bezaubernde,unvergessliche Momente.Ich bin nach Ecuador gefahren ,um meine Grenzen kennen zu lernen. Ich habe sie nicht gefunden. Was ich gefunden habe ist die Gewissheit,dass man sich an alles wirklich gewöhnen kann und zu weit mehr in der Lage ist, als man selbst denkt. Mein Austauschjahr begann und endete auf dem Flughafen,nur mit dem Unterschied,dass ich bei der Hinreise in die Ungewissheit flog und ich auf der Rückreise mein Herz und meinen Kopf voller wunderschöner Erinnerungen, Erlebnisse und Erfahrungen hatte,die ich im Laufe dieses einmaligen Jahres gesammelt habe. Ecuador inspiriert mich immer noch und ich denke jeden Tag an meine Zeit dort. Alles was ich tue, tue ich mit einem Gedanken an Ecuador im Kopf und ich muss lächeln wenn ich im Supermarkt Bananen aus ecuadorianischer Herkunft sehe. Es tut gut ab und zu einen Spanier zu treffen oder meine "Ecuador-Musik" zu hören. Dann erinnere ich mich an alle Partys auf denen wir zu genau dieser Musik getanzt haben und ich spüre den "Espiritu latino" in mir, dann träume ich von Ecuador. Ich bin glücklich weil ich diese großartige Zeit hatte und mich jeden Tag an sie erinnern kann und genauso bin ich traurig weil ich weiß dass diese Zeit nun Vergangenheit ist. ich beneide Alle Austauschschüler,die diese unglaubliche Zeit noch vor sich haben. Wenn ich könnte, säße ich noch Heute im Flieger, in die weite, weite Welt. Es gibt noch viel zu entdecken,viel zu sehen,viel zu erleben und es ist großartig zu wissen dass Überall etwas Neues auf mich wartet. Ich freue mich schon darauf, wenn es bald wieder heißt "Auf Wiedersehen, Deutschland!" und ich endlich meine ecuadorianische Familie und meine Freunde in den Arm nehmen kann! Ich vermisse Ecuador. Oh ja, ich vermisse es sehr. Ein Teil von mir ist in Ecuador geblieben und ich erinnere mich sehr gerne an diese Zeit. Es war die beste Zeit meines Lebens und ich bin unglaublich froh den Entschluss gefasst zu haben,ein Jahr im Ausland zu verbringen. Durch die Herzlichkeit  und Lebensfreude der Ecuadorianer werde ich wohl immer zurückkehren müssen, um den Teil meines Herzens zu besuchen, der dort einfach nicht weg will. Es ist schon komisch, das mit Ecuador, denn dieses Land und seine Leute haben mich verzaubert, so kommt es dass ich früher Fernweh hatte, wenn ich an Ecuador gedacht habe. Heute habe ich Heimweh.

           Ein letztes Mal: 
           eure Pauline





-Mein  Dank gilt All denen,die mich in diesem Jahr begleitet haben, besonders meiner Familie. Ihr habt mir meinen Traum ermöglicht!-

Donnerstag, 2. Juni 2011

..und die Zeit rennt davon.

Ja,ihr dürft sauer sein. Wow, ich habe mich wirklich laaange nicht gemeldet,die Zeit vergeht wie im Flug und da es die letzten Wochen sind die mir hier bleiben werden sie natürlich  nochmal so richtig ausgenutzt. Es ist wirklich komisch darüber nach zu denken,darüber das dies meine letzten drei Wochen sind, denn es bedeutet soviel mehr als nach Hause zu fahren,als sich unter Tränen am Flughafen zu verabschieden, als ein Land zurückzulassen welches man in diesem Jahr zu lieben gelernt hat... Ich weiß das ein Teil von mir hier in Ecuador bleiben wird wenn ich zurückgehe und dass der andere Teil sich unglaublich freuen wird nach Hause zu kommen. Es ist nicht das "Ankommen" nach einer langen Reise,mehr die "Rückkehr" von einem großen Abenteuer. Ich weiß nicht was passieren wird und ich will es auch gar nicht wissen aber ich freue mich auf alles,auf euch,auf mein Zimmer,auf leckeres Essen(besonders Vollkornbrot), großartige Sommerferien, deutsch sprechen, sogar auf Schule:-)

Wahrscheinlich fragt ihr euch warum ich so lange so viel Mist schreibe wobei euch doch eigentlich nur mein Galápagos -Bericht interessiert. Naja,ich muss euch enttäuschen: Die Reise war so schön dass ich es bevorzuge sie euch in einem Monat selbst zu erzählen(bei Kaffee und Kuchen,höhö.) Ich hoffe ihr könnt noch so lange warten und seid mir nicht böse,wir sehen uns ganz bald...ich sage also nur:
Hasta muy pronto amigos:-)

eure Pauli

Sonntag, 24. April 2011

Hier kommt mal wieder ein Post für euch. Eigentlich wollte ich gerade den Computer ausschalten,das Licht ausknipsen und Grey's Anatomy gucken obwohl ich Grey's Anatomy nicht ausstehen kann. Naja,es ist eben wirklich ein Verhängnis einen eigenen Fernseher in seinem Zimmer zu haben,wie ich es zurzeit habe..

Eigentlich gibt es gar nichts zu sagen..ich sage trotzdem was:-)
Zuerst einmal will ich betonen dass ich in 7 TAGEN im Flugzeug Richtung Galápagos sitzen werde,hoffentlich!  Ich rede die ganze Zeit nur noch davon...-aber ihr dürft euch auch freuen denn für euch bedeutet das einige wunderschöne Fotos,wahrscheinlich,..wenn mir meine Kamera nicht noch einmal geklaut werden sollte;)

Hier ist gerade alles ziemlich normal. Heute wurde Ostern gefeiert,was hier daraus besteht sich mit der Familie zusammen zu setzen,zu kochen und schließlich die "fanesca"zu essen, eine Suppe nur aus Bohnen&Erbsen und welche -je nach Bedarf- mit salzigem Fisch gegessen wird. Danach wird die "torta de maduros"gegessen, ein "Kuchen"(mehr eine Matsche) aus Maduros(eine Art Banane). Da man kein Fleisch essen darf an Ostern war dies einer der ersten Tage an denen ich ein ecuadorianisches Essen ohne Fleisch gesehen habe.

Alles klar,mehr gibt es gerade auch gar nicht zu erzählen deswegen bleibt es bei diesen paar Zeilen,
tausend Küsse und Grüße,Pauli

Donnerstag, 7. April 2011

Schulbeginn und Ambato

Hallihallo! 

Ich schreibe euch direkt heraus aus meinem Alltag der plötzlich wieder eingetreten ist. Ja,so schnell sind sei vorbei, meine -zunächst endlos erscheinenden- 3 Monate Ferien! Obwohl ich nicht wirklich weiß was ich die ganze Zeit getrieben habe, habe ich anscheinend aber doch irgendetwas getrieben, denn die Zeit ist wie im Flug vergangen. 
Am Montag war dann tatsächlich mein erster Schultag und ich habe ihn -wenn auch etwas deprimiert- über mich ergehen lassen und überlebt. Meine Gedanken waren ganz leicht zusammen zu fassen: Oh NEIN,Schluss mit schlafen bis 12 Uhr, schreckliche Schuluniform, Zeitverschwendung da ich sowieso nichts lerne! Es sollte sich herausstellen dass es ganz so schlimm doch nicht war,nur beinahe. Die Schuluniform ist nach wie vor eine der meist verhassten Sachen die ich in Verbindung mit Schule bringe;sie ist nicht nur hässlich sondern noch dazu ungemütlich und zu warm. Ich bin wirklich froh mit der Perspektive nach Deutschland zurück zu kehren, keine Uniform tragen zu müssen. Ansonsten verbringe ich einen Großteil meiner Zeit schlafend,lesend,redend..ja,ich mache so ziemlich alles außer etwas zu lernen, da das schier unmöglich ist. Ich muss zu meiner Verteidigung sagen dass ich nicht die einzige bin die nichts lernt, mein gesamter kurs scheint nicht wirklich daran interessiert zu sein etwas aus ihrer Schulzeit mitzunehmen. Abgesehen davon muss ich jedoch zugeben dass es eigentlich ganz schön ist mal wieder eine Art Stundenplan in seinem Leben zu haben und natürlich freut man sich auch darüber einige Leute wiederzusehen.

Die letzte Woche war ich nochmals auf einer kleinen Reise nach Ambato,gelegen in einer Anden-Hochebene auf etwa 2.500m. Die Stadt liegt etwa 140km südlich von Quito und in der Nähe des chimborazo(des höchsten Berges Ecuadors). Ambato lebt von seinen Frucht-,Obst- und Gemüseplantagen.  Ich habe ein paar wunderschöne Tage dort verbracht, im kalten,von Vulkanen umgebenen, wunderschönen Ambato. (Fotos kommen bald,da es gerade mysteriöser weise nicht funktioniert).

Liebe Grüße,Pauli


Sonntag, 20. März 2011

Strandurlaub,Tsunami und mein 16.Geburtstag

So schnell vergeht die Zeit und irgendwie bin ich tatsächlich nicht dazu gekommen zu schreiben. Da wirklich viel passiert ist fange ich einfach mal der Reihe nach an zu erzählen. 
Am 4.März habe ich meine Koffer gepackt und bin -glücklich ein paar Tage der Hitze,dem Lärm,Alltag und Dreck aus Machala zu entkommen- nach Salinas gefahren. Salinas ist ein Städtchen an der Pazifikküste Ecuadors,welches etwa 145km westlich von Guayaquil liegt. Mit seinen 50 tausend Einwohnern ist es zwar relativ klein, zählt jedoch trotzdem zu den touristischsten Orten Ecuadors. Die Hinreise war erwies sich zunächst als ziemlich kompliziert da es keine Direktbusse nach Salinas gab und wir deshalb über Guayaquil fahren mussten. Das Problem ist nur, dass genau in dieser Zeit hier in Ecuador riesig Karneval gefeiert wird, und zwar in Salinas. Alle, die es irgendwie hinbekommen versuchen also in genau dieser Karnevalszeit irgendwie Salinas zu erreichen; wir durften uns zu diesen Personen zählen,was ich spätestens, eingequetscht zwischen 6 Leuten in einem Taxi bereute. Angekommen in Salinas,endlich. Nachdem unsere Sachen ausgepackt waren ging es sofort ab an den Strand,ins Meer. Die Strandpromenade ist wirklich hübsch und das Wasser war beinahe türkis. Ganz plötzlich fühlte ich mich genau so wie immer wenn man nach langer Zeit einfach mal wieder frei atmen kann und wenn die Luft nach Urlaub schemckt. Es ist ein wunderschöner, warmer Sommernachmittag und es ist angenehm warm.
Mit meiner rechten Hand greife ich auf den Boden. Warmer trockener Sand rieselt zwischen meinen Fingern hindurch,wenn ich genau hinhöre, kann ich da Rieseln des Sandes hören. Möwen kreischen und fliegen über uns. Wir können mit geschlossenen Augen sehen, wie der Schatten über uns huscht.  Es riecht nach Meer. Kleine Wellen rauschen heran und brechen vor dem Strand. Der Wellengang ist nicht wirklich stark aber es reicht um ein paar Surfer ins Wasser zu locken,weiter hinten wanken die Schifferbötchen im Wasser.  Eine Möwe kommt herbei und setzt sich vor uns auf den Boden. Sie neigt den Kopf ein wenig, sieht uns an. Dann fliegt sie weg.  Mit lautem Flügelschlag hebt sie ab und wirbelt ein wenig Sand auf. Dann ist es wieder still. Nur das Meer rauscht  leise.
Ich gehe ans Wasser. Langsam laufe ihr barfuß über den warmen trockenen Sandstrand und die Sonne verbrennt mir den Rücken. Die Sonne ist hier so stark dass man nur ganz kurze Zeit ohne Sonnenschutz bleiben kann, andernfalls bekommt man es sofort zu spüren. 
Die ersten Tage verbringen wir so,am Strand,im Meer und sehr,sehr entspannt. WIr fahren mit Freunden herum,gehen einkaufen,tanzen und haben unglaublich viel Spaß und Sonne.Wir besuchen verschiedene Strände, finden eine gestrandete Riesenschildkröte,Seesterne,Muscheln,ein paar gut aussehende Typen und lernen was es heißt Karneval zu feiern. Gelernt habe ich das dann als ich nach Hause ging und mir eine Wasserbombe an den Rücken klatschte. Ein paar Typen standen an der Ecke,in der Hand einen Eimer gefüllt mit Wasserbomben und die wurden auf alles geschmissen, was sich bewegte. Meine Familie erklärte mir dann, dass das ja der Karneval sei. “Du musst halt etwas aufpassen in den Straßen und am besten ziehst du dir nur den Schlafanzug an wenn du das Haus verlässt", meinten sie. Und dann, an den offiziellen Karnevalstagen, die bei uns auch gefeiert werden, steigert sich das ganze noch, in dem sich die Karnvelsjecken gegenseitig mit Mehl oder Farben oder Schaum aus der Sprühdose einschmieren,genau das war eben in Salinas besonders ausgeprägt. Diese Schlachten dauern den ganzen Tag über, egal ob am warmen Strand oder im kühlen Bergland. Dass ich als Ausländerin mit meinen blonden Haaren besonders auffalle hat meine Situation natürlich nicht wirklich verbessert. Ylva und ich waren die Karnevalsopfer des Jahres 2011,Ecuador.:D
Es war zwar wirklich lustig aber nach ein paar Tagen hatte ich das ganze echt satt und war sehr froh als sich Salinas mit der Zeit etwas leerte und alles wieder in den Alltag verfiel. Die letzten Tage verbrachten wir sehr ruhig am Strand. Nur einen Tag fuhren wir aus Salinas raus nach Montanita, eine Küstenstadt die etwa eineinhalb Stunden entfernt ist von Salinas und ein ziemliches "Hippienest" ist. Es war ein sehr schöner Tag und eine sehr lange Nacht und ich habe in der gesamten Zeit die ich hier in Ecuador bin noch nie soo viele Ausländer an einem Flecken gesehen. Am Morgen wurden wir durch Schreie und Schritte im Hotel aufgeweckt. "TSUNAMI!TSUNAMI!",schrien alle in völliger Panik. Jeder der einen Wagen hatte, packte seine Sachen und floh so schnell es irgend ging Richtung Berge, für den REst waren die Busse an diesem Morgen umsonst. Schon nach einer halben Stunde war aus einem sehr belebten und verrückten Dorf eine Geisterstadt geworden und auch wir hatten uns schon längst -noch halb im Schlafanzug- auf den Weg gemacht. Wir mussten so schnell wie möglich zurück nach Salinas und von daaus dann sofort in die Berge um dem angesagtem Tsunami zu entkommen. Alles glich dem Zustand nach einem großem Unglück,oder zumindest so wie ich mir diesen Zustand immer vorgestellt hatte. Die Menschen hatten ihre Häuser zurückgelassen, es waren Zelte errichtet worden, in welchen Decken zur Verfügung gestellt wurden, sogar Kaffee. Reich und arm,auf einmal mit den gleichen Ängsten ,auf den gleichen unbefestigten Landstraßen,irgendwo in den Bergen. Im Endeffekt ist ja nichts passiert aber dennoch war es wirklich aufregend und beängstigend. 
Drei Tage später war dann auch schon mein 16.Geburtstag in Machala.  Für den 15.hatte meine Familie eine kleine Feier für mich vorbereitet, mit allem Drum und Dran: Ecuadorianische Kekse,Kuchen,Arroz con pollo, Musik und Luftschlangen. Zur Krönung wurde mein Kopf in eine gefrorene Sahnetorte gedrückt,komplett unvorbereitet. Feliz Cumple Pauli! Es war echt schön und wirklich nett von meiner Familie. Mein Geburtstag,der 16, fing erstmal alles andere als grandios an aber ich war trotzdem nicht wirklich traurig. Meine Familie hielt es nicht für nötig mir "Guten Morgen", geschweige denn "Alles Gute zum Geburtstag" zu sagen. Es war noch nicht einmal jemand Zuhause, abgesehen von meinem Bruder, welcher um 11 Uhr aufstand und noch nicht einmal wusste dass ich Geburtstag hatte. Ich versuchte irgendwie mit meinen Lieben in Deutschland zu sprechen, was jedoch unmöglich war, da mein Skype streikte und auch im Internetcafé so gut wie keine Verbindung vorhanden war. Es war trotzdem super süß von euch allen, auch wenn ich euch nur kurz gesehen habe:-(, tausend Dank! Ich habe mich riesig gefreut und es hat meinen ziemlich ungünstigen Geburtstagsmorgen echt verbessert. Danach wurde dann alles super gut: Ich bin mit meinen Freunden an den Strand gefahren,habe mein Geburtstagspaket ausgepackt, mich nochmal unglaublich gefreut:-) (Danke!) und danach sind alle zu mir nach Hause gekommen -verbotenerweise- und haben bei mir geschlafen. Ich hatte einen wunderschönen Tag, dank euch allen und meinen lieben Freunden hier und es war wirklich ein perfekter "Sweet 16". Danke an Alle. Hier kommen einige wenige Fotos da ich wieder eine Kamera besitze,Juhuuu!:-)
Bald kommen noch mehr Fotos von Karneval&CO. ;)









Dienstag, 22. Februar 2011

Meine soziale Arbeit in Ecuador

Es ist Dienstag Abend, es ist schwül,heiß, ich blicke auf ein Foto des vorletzten Jahres, welches meine Schwestern und mich im Schnee abbildet. Ich wünschte es würde schneien..oder wenigstens regnen. Zum Glück habe ich mit Schwimmen angefangen,wodurch ich jeden Tag im Wasser bin. Schon komisch, ich dachte eigentlich ich würde nie wieder im Becken trainieren,schwimmen, und jetzt tue ich es ausgerechnet hier in Ecuador. Mein erstes Training war ein wortwörtlicher Untergang aber es wird jeden Tag besser und etwas schwimmen konnte ich ja auch schon vorher;)

Da ich im Moment noch in meiner sozialen Arbeit beschäftigt bin habe ich dadurch immer einen guten Tagesplan. Es ist schön mal wieder so etwas wie Ordnung in seinem Leben zu haben und Sport zu machen. 
Ich glaube ich habe euch noch nichts über meine soziale Arbeit erzählt,richtig?
Diese soziale Arbeit ist ein eineinhalb Monate andauerndes Praktikum welches wir von YFU aufgetragen bekommen. Meine ersten 2 Wochen habe ich in einem sogenannten "comedor" (einer "Essensstädte" für Kinder) absolviert. Die Kinder die dort hinkommen um zu essen sind zwischen 3 und 13 Jahren, welche Zuhause kein Essen bekommen, entweder weil das Geld fehlt oder weil die Eltern ihre Kinder vernachlässigen. Diese Kinder kommen jeden Tag in den "comedor" um zu essen,zu beten, zu lachen und vielleicht auch um für einen Moment aus ihrer eigenen Realität zu entfliehen. Da es nur darum geht den Kindern etwas zu essen zu geben habe ich hauptsächlich in der Küche geholfen,beim abwaschen,kochen, Ameisen töten oder servieren. Dort habe ich zum ersten Mal wirklich erlebt wie dankbar Kinder sein können. Vielleicht hört es sich lächerlich an wenn ich sage dass auch das eine sehr wichtige Erfahrung war aber genauso ist es. Bevor ich gegangen bin musste ich den Kindern Lieder vorsingen,die man in meinem Land den Kindern vorsingt. Joa,da stand ich dann vor 50 Kindern und 4 Älteren Frauen und -Pauli glorreich wie immer- mir fällt nichts ein. Kein einziges dämliches Kinderlied ist mir eingefallen. Naja,das konnte ich natürlcih so nicht auf mir sitzen lassen also habe ich angefangen ganz scharf nachzudenken. Mmm. Ein weißes Farbklecksuniversum in meinem Kopf, manchmal mischen sich auch noch grüne Punkte dazu. Verzweifelt versuche ich den Befehl an mein Gehirn zu senden,welches noch völlig im Tiefschlaf liegt. Gut,mein Gehirn kramt "Meine Tante aus Marokko wenn sie kommt" heraus, darauf folgt "Die Affenbande rasselt durch den Wald", dann kommt "Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad" und selbstverständlich "Pippi Langstrumpf" und selbst die "Vogelhochzeit"hatte es noch auf Lager. Also fange ich der Reihe nach an und obwohl mit falschem Text(was ja sowieso keiner bemerkt hat) wird jedes Mal applaudiert, eher aus Höflichkeit glaube ich:D
Naja,so habe ich mich dann von den Kindern des "comedor's" verabschiedet. Die nächsten zwei Wochen habe ich in einem Kinderheim verbracht,in welchem Kinder von 1- 14 Jahren untergebracht sind. Unter anderem befinden sich dort sexuell sowie psychisch missbrauchte Kinder,wodurch mir diese Arbeitr sehr nahe gegangen ist. Zunächst hatte ich Angst da ich weder eine derartige Ausbildung habe, noch weiß ich wie man mit bestimmten Situationen untergeht..
Ich habe Matheunterricht gegeben(natürlich auf einem sehr niedrigen Niveau) und habe mich erschrocken dass es einige Mädchen gab,welche mit 12 Jahren noch nicht sagen konnten was 6+6 ergibt. Im nächsten Moment war mir dieser Gedanke peinlich denn ich sollte froh darüber sein eine so wundervolle Kindheit gehabt zu haben, darüber dass ich die Möglichkeit hatte in Ruhe zu lernen und in die Schule zu gehen und es immer noch tue denn es gibt unglaublich viele Kinder auf dieser Welt, für welche dies nicht normal ist. Kinder,die ohne ihre Eltern leben, die nicht zur Schule gehen können weil das Geld nicht da ist, die geschlagen oder anderweitig geschädigt werden, die keine Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke bekommen,Kinder,denen die Hoffnung und Neugierde und vorallem ihre Kindheit gestohlen wird. Viele dieser Kinder sehe ich hier. Wenn sie erzählen sind es Traumgeschichten oder Wünsche, wenn sie lachen sehe ich dass sie glücklich sind aber wenn sie weinen sieht man umso mehr wie sehr sie leiden. Wir alle sollten uns das immer wieder klar machen. Ich schreibe euch nur das was ich sehe und ich schreibe es nur weil ich euch und mich daran erinnern möchte wie gut wir es haben. 

Es ist schon spät, der Rest kommt bald, versprochen.
Besos,Pauli